Eine Berufslehre und das Gymnasium sind grundsätzlich gleichwertige Ausbildungen. Sie legen jedoch andere Schwerpunkte und haben einen anderen Zugang zur Praxis. Auf dem Arbeitsmarkt haben Lernende mindestens so gute Aussichten wie Gymnasiasten.
Die Berufslehre setzt auf eine Kombination von Theorie und Praxis und öffnet gleichzeitig den Weg für Weiterbildungen auf allen Bildungsstufen. So haben Lernende nach ihrer Lehre die Wahl, ob sie sich in ihrem Fachgebiet weiterentwickeln möchten oder sich – mit einer Berufsmaturität – auf Hochschulstufe neue Themen erschliessen möchten. Viele Firmenchefs haben ihre Karriere mit einer Lehre begonnen, die verschiedenen Stufen eines Unternehmens kennengelernt und sich in Weiterbildungen das nötige Rüstzeug für ihre Karriere angeeignet. Die Berufsplanung kann somit sehr individuell gestaltet werden.
Das Gymnasium ist stärker schulisch ausgerichtet, vermittelt weniger Praxis, erschliesst jedoch breite Themenfelder und theoretische Tiefe. Es bereitet auf eine akademische Ausbildung vor und ermöglicht den prüfungsfreien Zugang zu universitären Hochschulen. Hochschulabgänger sind nach ihrem Studium gut vorbereitet für die Grundlagenforschung und haben gelernt, verschiedene Konzepte zu hinterfragen und zu analysieren. In die unternehmerische Praxis vertiefen sich Hochschulstudenten in der Regel erst nach ihrem Studium.
In einer Studie* aus dem Jahr 2012, bei welcher 2800 Erwachsene befragt wurden, gaben 35 Prozent an, dass man mit einer Berufsbildung besser für den Arbeitsmarkt gerüstet sei als mit Gymnasium/Universität. Nur 18 Prozent waren umgekehrter Ansicht. Andererseits vertraten mehr Personen die Meinung, dass das Gymnasium ein höheres soziales Ansehen habe als die Berufsbildung.
Berufslehre und Gymnasium sind gleichwertig, auch wenn sie einen unterschiedlichen Zugang zur Bildung haben. Für Jugendliche, bei denen aufgrund ihrer schulischen Fähigkeiten beide Wege in Frage kommen, ist keiner der Ausbildungswege grundsätzlich besser.
Eine Lehre in einem MEM-Beruf kann intellektuell genauso anspruchsvoll sein wie eine gymnasiale Ausbildung. Zu berücksichtigen sind daher auch die persönlichen Vorlieben und Eigenschaften: Wer sich eine Thema eher theoretisch erschliesst und die nötige Ausdauer und Disziplin aufbringt, für den ist der Weg ans Gymi geeignet.
Wer die Kombination von Theorie und Praxis schätzt, gerne in Projekten arbeitet sowie die Firmenkultur und die Ausrichtung auf Kundenwünsche schon früh miterleben möchte, für den ist eine Lehre die richtige Wahl.
Für das Gymnasium wie für die Lehre gilt zudem das Gleiche: Mit dem Abschluss sollte der persönliche Bildungsweg – ob praktisch oder theoretisch – noch lange nicht zu Ende sein.
*SKBF, M. Cattaneo, C. Wolter