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Swiss Space Industries

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Und mittendrin die Schweiz. Moment mal: die Schweiz? Ja, in der Tat! Wer glaubt, dass sich die Schweizer Beteiligung am Weltraum auf den Käse beschränkt, aus dem der Mond gemacht ist, der täuscht sich gewaltig. Die kleine Alpennation verfügt über eine florierende Raumfahrt-Industrie und ist an vielen europäischen Space-Projekten beteiligt.

 

Was viele wissen: Die ersten Astronauten auf dem Mond trugen Schweizer Armbanduhren. Was aber nur wenige wissen: Das einzige nicht-amerikanische wissenschaftliche Experiment bei der Mondlandung stammte ebenfalls aus der Schweiz. Das Solar Wind Composition Experiment der Universität Bern hat mithilfe eines Sonnensegels aus Aluminium den sogenannten Sonnenwind untersucht.

Nur wenige Jahre später gründete die Schweiz zusammen mit acht anderen Staaten die Europäische Weltraumorganisation (European Space Agency, ESA). Bis heute ist sie vollberechtigtes Mitglied und beteiligt sich mit diversen Projekten und Produkten an der Erforschung des Weltalls. Die Schweizer Raumfahrt-Industrie beschäftigt gegenwärtig fast 1000 hochspezialisierte Mitarbeitende aus unterschiedlichsten Branchen, die Tag für Tag modernste Zukunfts- und Alltagstechnologien weiterentwickeln.

Doch was macht die Industrie genau? Sie ist in drei Einsatzgebieten tätig: In der eigentlichen Weltraumerforschung, in Technologien, die auf den Weltraum angewiesen sind sowie in Alltagsprodukten, die ihren Ursprung in der Weltraumtechnologie haben.

 

Die Weltraumerforschung

Viele Grossprojekte der ESA wären ohne die Beteiligung von Schweizer Firmen wie RUAG Space oder Art of Technology sowie von diversen Fachhochschulen und Universitäten kaum denkbar. So verlässt sich beispielsweise die Mission Rosetta, die mit der Untersuchung eines Kometen den Ursprung von Materie untersucht, auf Schweizer Sensoren, Spektrometer oder Hitzeschilder. An Bord der 3D-Weltraumkamera Gaia finden sich hochpräzise Schweizer Atomuhren. Und für die Ariane-Rakete stellt die Schweiz unter anderem Antriebsteile und Nutzlastverkleidungen her.

Weitere Beispiele für die Schweizer Beteiligung sind ein Lasersystem des Zentrums für Elektronik und Mikrotechnik aus Neuenburg, das helfen soll, die immer grössere Menge an Weltraumschrott, die um unseren Planeten kreist, zu beseitigen; oder das Boden-Equipment, das für die Entwicklung eines europäischen Positionsbestimmungssystems verwendet wird, welches in naher Zukunft vielleicht das GPS-System ablöst.

Die Schweiz spielt jedoch nicht nur eine unterstützende Rolle. Es wurden nämlich bereits ganze Satelliten im Land hergestellt: Der 820 Gramm leichte SwissCube-Satellit wurde 2009 in die Umlaufbahn geschossen, um das sog. Nachthimmellicht zu untersuchen. Darüber hinaus ist die Schweiz federführend bei der Herstellung des Weltraumteleskops CHEOPS, der Ende 2018 ins All abheben sollte.

 

Auf den Weltraum angewiesene Technologien

Den Weltraum brauchen wir alle täglich – oder besser: die Satelliten, die sich dort befinden. Erstens bei der bereits erwähnten Navigation: Ohne Positions-Daten würden unsere Navis nicht funktionieren. Zweitens bei Wetterprognosen: Satelliten liefern hochpräzise Wetterdaten, die beispielsweise die reibungslose Abwicklung des Flugverkehrs ermöglichen. Ohne Satelliten könnten Flughäfen also nur eingeschränkt arbeiten. Drittens bei Kommunikation: Radio- und TV-Übertragungen, Telefonie und sogar Internet sind teilweise auf Satelliten angewiesen.

Auch hier ist die Schweiz mittendrin: Nicht nur Hardware für diverse Satelliten, auch ein Teil der Software ist «Made in Switzerland». Und das Engagement zahlt sich aus: Schätzungen zufolge beträgt der wirtschaftliche Nutzen alleine von Wettervorhersagedaten für den Schweizer Transportsektor zwischen CHF 85 Mio. und CHF 100 Mio. jährlich.

 

Alltagsprodukte mit Space-Hintergrund

Auch Produkte und Technologien, die im Alltag zur Anwendung kommen, können ihren Ursprung in der Weltraumtechnologie haben. Das ist nicht verwunderlich: Die Raumfahrt-Industrie stellt Produkte her, die leicht und robust sein müssen, sie experimentiert mit Spezialverfahren und ungewöhnlichen Materialien und verfügt über High-Tech-Infrastruktur. Viele Erkenntnisse ihrer Forschung lassen sich auf den Alltag übertragen. So beispielsweise PULSEAR, ein Pulsmessgerät, das in einen Kopfhörer integriert ist. Doch dies ist bei Weitem nicht die einzige Anwendung, die ihren Ursprung in Space-Technologie hat: In den letzten zwei Jahren wurden über 250 Entwicklungen ausserhalb der Raumfahrtsparte angestossen.

 

Es gibt also viel zu tun, und die Schweiz packt es an: Die Schweizer Raumfahrtunternehmen setzen jedes Jahr CHF 270 Mio. um, und die ESA-Mitgliedschaft bewirkt seit Jahren einen enormen Innovationsschub in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von über 80 Schweizer Firmen. Und auch in der Zukunft wird die Schweiz in dieser wirtschaftlich wie wissenschaftlich bedeutsamen Branche mitwirken.