Drehen, Fräsen, Bohren, Schleifen – das tägliche Brot einer Werkzeugmaschine. Mit hochpräziser Materialbearbeitung erstellt sie geometrisch perfekte Werkstücke, die so gut wie überall benötigt werden – in Velos, Uhren und Computern und sogar in Flugzeugen. Werkzeugmaschinen bilden das Rückgrat moderner industrieller Produktion, denn ohne sie wäre die Herstellung anderer Maschinen oder industrieller Ausrüstung schlicht nicht möglich. Nicht zuletzt deshalb gilt die Werkzeugmaschine als «Mutter aller Maschinen».
Die Herstellung von Werkzeugmaschinen ist daher ein besonders wichtiger Industriezweig, in dem die Schweiz seit längerer Zeit zu den innovativsten und umsatzstärksten Playern weltweit zählt. Schweizer Werkzeugmaschinen werden im Werkzeug- und Formenbau, in der Medizinaltechnik, Telekommunikation oder der Flugzeugindustrie eingesetzt.
Die Schweizer Werkzeugmaschinenherstellung blickt auf eine lange Tradition zurück. Ihre Wurzeln liegen – wenig überraschend – in der Uhrenindustrie. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts liessen sich die ersten Werkzeugmaschinenhersteller in der Nähe berühmter Uhrmacher in der Westschweiz nieder, wo einige Firmen bis heute ihren Hauptsitz haben.
Das florierende Geschäft mit Uhren blieb aber bei Weitem nicht die einzige Branche, mit welcher die Werkzeugmaschinenhersteller zusammenarbeiteten. Mit der Zeit kamen neue Geschäftszweige und innovative Weiterentwicklungen hinzu. So wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert die erste CNC-Drehmaschine der Welt – also die erste Drehmaschine, die über einen eingebauten Mikroprozessor gesteuert werden konnte – in der Nähe von Biel entwickelt.
Heute, gut hundert Jahre nach den ersten Firmengründungen, ist die Schweiz einer der wichtigsten Hersteller von Werkzeugmaschinen weltweit. Sie gehört, gemessen am Produktionswert der hergestellten Maschinen, seit Jahren ungebrochen zu den zehn umsatzstärksten Nationen. Das Exportvolumen der Branche, die 10 000 Mitarbeitende beschäftigt, beträgt 3.5 Milliarden Franken jährlich und macht somit den grössten Teil der Ausfuhren der Schweizer Maschinenindustrie aus, die insgesamt Waren im Wert von 20 Milliarden Franken jährlich exportiert.
Diese Zahlen sind beeindruckend, aber kein Grund, sich auf dem Erfolg auszuruhen. Denn auch in der Werkzeugmaschinenherstellung gilt: Stillstand ist Rückschritt. Wie alle anderen Industriezweige setzt sich die Branche gegenwärtig mit den Auswirkungen der Digitalisierung auseinander: Internetbasierte Geschäftsmodelle und Fertigungstechnologien zeichnen sich bereits ab, Industrie 4.0 und das Internet of Things halten bereits Einzug. Künstliche Intelligenz entwickelt die Möglichkeiten der Robotik weiter, und digital gesammelte und verarbeitete Daten liefern wichtige Informationen, die Forschung und Entwicklung beeinflussen.
Darüber hinaus gewinnen Nachhaltigkeit und Kundenorientierung immer mehr an Bedeutung. Werkzeugmaschinen von morgen müssen nicht nur Umweltstandards erfüllen, sondern darüber hinaus auch modular, also auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden angepasst sein. Des Weiteren müssen sie, um konkurrenzfähig zu bleiben, eine einfache Bedienung aufweisen, und die Hersteller müssen hochklassigen Support während des gesamten Produktlebenszyklus gewährleisten.
Die Werkzeugmaschinenindustrie befindet sich also im stetigen Wandel. Etliche Schweizer Firmen, zusammengeschlossen in der Swissmem-Fachgruppe Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik, sowie wissenschaftliche Institute wie das Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigung der ETH Zürich arbeiten Tag für Tag dafür, dass die Schweiz die Digitalisierung der Branche mitgestalten und die Stellung als eine der führenden Nationen im Bereich des Werkzeugmaschinenbaus beibehalten kann.